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Sitzen & Gesundes Sitzverhalten

April

Ergonomie im Büro

Die Ergonomie deutet auf eine Wechselwirkung hin, die zwischen dem Mensch und seinen Arbeitsbedingungen entsteht. Einfach ausgedrückt befasst sich die Ergonomie mit der Anpassung der Arbeit, d. h. der Arbeitsmittel, der Arbeitsorganisation sowie der Arbeitsumgebung an den Menschen.

Arbeiten im Büro heißt Sitzen: Sitzen am Computer, Sitzen beim Telefonieren, Sitzen bei der Besprechung. Akute Gefährdungen sind dabei selten zu beobachten. Gefährlich sind die schleichenden, oft über Jahre wachsenden Beschwerden, über die Beschäftigte zunehmend klagen und die zu Krankheiten führen können. Dazu gehören Verspannungen, Rückenbeschwerden, Sehstörungen, Beschwerden im Schulter- und Nackenbereich, Durchblutungsstörungen, Kopfschmerzen und stressbedingte Symptome.

Laut des DAK-Gesundheitsreportes von 2018 sind Rückenschmerzen die zweithäufigste Einzeldiagnose für Krankschreibungen. In der erwerbstätigen Bevölkerung gab es durch mangelnde Rückendgesundheit rund 35 Millionen Ausfalltage im Job, die durch Kolleg*innen kompensiert werden mussten. Jede*r siebte Arbeitnehmer*in (14,4 Prozent) leidet unter Rückenschmerzen und die Tendenz ist steigend. Konkret schmerzt bei 77 Prozent die Lendenwirbelsäule, 42 Prozent haben Probleme mit dem Nacken und 17 Prozent mit der Brustwirbelsäule. Dabei hat jede*r zehnte Rückenschmerzgeplagte starke bis sehr starke Schmerzen (vgl. DAK 2018). Die durchschnittliche Ausfallzeit bei Rückenschmerzen liegt beirund 14 Tagen (vgl. TK 2020).

Zu einem Bildschirmarbeitsplatz gehören folgende Elemente: Monitor, Tisch, Stuhl, Maus und Tastatur. Nur wenn alles aufeinander und auf den Benutzer*innen abgestimmt sind, ist ein produktives und beschwerdefreies Arbeiten möglich. Ist der Tisch zu klein, der Stuhl unbequem und der Monitor falsch platziert, belastet das die Arbeit viel mehr als nötig.

Entscheidend für die Vorbeugung von Haltungsschäden ist das ergonomisch optimale Zusammenspiel aller Bestandteile eines Bildschirmarbeitsplatzes.

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Einstellung des Bildschirms

  • Die oberste Zeile des Bildschirmes sollte unter Augenhöhe liegen, sodass Sie leicht nach unten schauen. Die Blicklinie entsprechend um circa 35° aus der Waagerechten abgesenkt, so werden ermüdende und möglicherweise gesundheitsschädliche Körperhaltungen vermieden und optimale Sehbedingungen erreicht. 
  • Der Sehabstand zum Bildschirm sollte 50 cm nicht unterschreiten. Typische Sehabstände für Büroaufgaben liegen zwischen 55 und 70 cm.
  • Bildschirme müssen frei und leicht dreh- und neigbar sein sowie über reflexionsarme Oberflächen verfügen.

Einstellung des Schreibtischs und Büroarbeitsstuhls

  • Tisch und Stuhl sollten so eingestellt sein, dass sich eine angenehme Sitzhaltung ergibt, die Arme und die Beine sollten mit 90 Grad oder mehr angewinkelt sein.
  • Ist der Tisch nicht höhenverstellbar, sollte die Höhe der Schreibtischplatte bei 74 cm (± 2 cm) liegen und eine Fußstütze kann bei kleineren Personen erforderlich sein. Höhenverstellbare Tische können je nach Körpergröße in einer Höhe zwischen 62 und 85 cm eingestellt werden.
  • Der Büroarbeitsstuhl soll die natürliche Haltung des Menschen im Sitzen unterstützen und im angemessenen Verhältnis zur Arbeitsaufgabe Bewegungen fördern. Sitzt man zu niedrig, zieht man unwillkürlich die Schultern hoch, was zu Verspannungen im Schulter- und Nackenbereich führen kann. Sitzt man dagegen zu hoch, landet man zwangsläufig im Rundrücken und das verursacht auf Dauer Haltungsschäden und Rückenschmerzen.
  • Wichtige Kriterien für die Auswahl des Büroarbeitsstuhlsind:
    • der Bürostuhl muss individuell an den Nutzer angepasst werden
    • der Körper wird in allen Sitzpositionen gut abgestützt
    • das Untergestell ist mit 5 Rollen ausgestattet
    • verstellbare Sitzhöhe und –tiefe
    • pendelnd gelagerte Rückenlehne (unterstützt dynamisches Sitzen)
    • höhen- und breitenverstellbare Armlehnen

Tastatur und Maus

Die Tastatur sollte:

  • auf der Tischfläche frei beweglich sein
  • in der mittleren Tastenreihe (a-s-d-f-…) nicht höher als 3 cm sein
  • flach oder nur leicht geneigt sein, keinesfalls mehr als 15 °
  • gut lesbar und nicht abgegriffen sein, dunkle Schrift auf hellen Tasten
  • leicht nach innen gewölbte Tasten besitzen, damit die Finger nicht abrutschen
  • über ein ausreichend langes Verbindungskabel verfügen
  • zwischen Tischkante und Tastaturrand sollte ein etwa 10 bis 15 cm breiter Auflagebereich für die Handballen liegen

Das macht eine gute Maus aus: 

  • Größe und Form passen gut in die Hand
  • sie ist mit jeder Hand bedienbar, andernfalls sollten am Arbeitsplatz Mäuse für Rechts-und Linkshänder*innen zur Verfügung stehen 
  • die Schaltelemente sind leicht gängig und gut zu bedienen
  • für die Maus mit Rollkugel muss eine geeignete, rutschfeste Unterlage – zum Beispiel Mousepad – zur Verfügung stehen

Tipps für den Monitor: Alles auf dem Schirm?

  • eine Positivdarstellung soll bevorzugt werden
  • Schriftzeichen sollen gut lesbar sein (mindestens 3,2 mm Zeichenhöhe der Großbuchstaben). Die Mindestzeichenhöhe ergibt sich aus dem Sehabstand: Sehabstand [mm] / 155 = Zeichenhöhe [mm].
  • Der Bildschirm soll je nach Tätigkeit und dargestellter Informationsmenge groß genug sein und es muss auf die Lichtverhältnisse im Raum geachtet werden. Bildschirme, die im ausgeschalteten Zustand so stark spiegeln, dass man sie wirklich als Spiegel benutzen könnte, sind aus ergonomischen Gründen nicht geeignet.
  • Den Augen sollten in jedem Fall regelmäßige Erholungspausen gegönnt werden.

Das Notebook: Nur nicht auf Dauer!

Notebooks erfüllen nicht die Anforderungen eines gesetzlich vorgeschriebenen Bildschirmarbeitsplatzes. Und zwar aus den folgenden Gründen:

  • Bei ihnen sind Tastatur und Bildschirm in der Regel fest miteinander verbunden. Deshalb kann man nur entweder den richtigen Sehabstand zum Bildschirm oder den richtigen Abstand zur Tastatur herstellen, nicht aber beide vorgeschriebenen Maße gleichzeitig einhalten.
  • Handelsübliche Notebooks haben sehr oft eine spiegelnde Anzeige und das bedeutet Stress für die Augen.
  • Die Tastaturen sind oft zu klein und die Zeichen meist weiß-auf-schwarz (Negativdarstellung).

Notebooks sind allenfalls für kurze Tätigkeiten oder für die Arbeit unterwegs geeignet. Dauerhaft sollte man nur an einem gut aufgestellten Desktop-PC arbeiten. Wer ein Notebook regelmäßig länger nutzt, sollte unbedingt eine externe Tastatur samt Maus und einen externen Monitor anschließen. Dann allerdings gilt auch das Notebook als „geeigneter“ Bildschirmarbeitsplatz.

Kleine Pause: Große Wirkung

Büroarbeit kann eine enorme Belastung für die Augen und den Körper sein. Eine ergonomisch vernünftige Büroausstattung und moderne Bildschirmtechnik sind unbestritten schon ein wichtiger Schritt in Richtung eines beschwerdefreien Feierabends. Mindestens ebenso wichtig ist die Einsicht, dass regelmäßige Tätigkeitswechsel, kurze Pausen, aktive Erholung und körperlicher Ausgleich tägliche Routine werden müssen, um langfristig Schmerzen vorzubeugen.

Augen brauchen Pause: Auch bei guten Lichtverhältnissen sorgt langes Starren auf den Bildschirm für müde und brennende Augen. Regelmäßig den Blick in die Ferne schweifen zu lassen, mehrmals zu blinzeln oder mit den Augen zu rollen – all das sorgt schon für erhebliche Entspannung.

In Bewegung bleiben: Wer viel sitzt, sollte jede Gelegenheit zur Bewegung nutzen: Briefe lassen sich im Stehen öffnen, auch bei einem Telefonat muss man nicht zwangsläufig sitzen. Bereits der Gang zum Kopierer kann den Körper wieder in Schwung bringen und es tut gut, statt des Aufzugs die Treppe zu benutzen.

Literaturverzeichnis 

siehe Digest 04/2023

Autor: Nicole Habich (Gastbeitrag)

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