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Ergebnisse des Projektes IST-Analyse zur Gesundheitskompetenz

Ergebnisse des Projektes IST-Analyse zur Gesundheitskompetenz

Der LVPR Sachsen-Anhalt und Thüringen hat gemeinsam mit der Deutschen Rentenversicherung Mitteldeutschland das Projekt „IST-Analyse zur Gesundheitsbildung/ Gesundheitskompetenz bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen (HKE) in Mitteldeutschland“ initiiert mit dem Ziel aus den erworbenen Kenntnissen bedarfsangepasste Handlungsmaßnahmen für die Steigerung der Gesundheitskompetenz abzuleiten. Die Zielgruppe waren Nichtbetroffene und Betroffene von HKE im erwerbsfähigen Alter in der Region Mitteldeutschland. Der Befragungszeitraum umfasste ca. zwei Monate und 871 Personen nahmen an der Umfrage teil.

Insgesamt beteiligten sich mehr Frauen als Männer an der Befragung. Frauen zeigen eventuell eher Interesse an gesundheitsbezogenen Themen (vgl. Horch, 2021, S. 74). Insbesondere Personen zwischen 50 bis 54 und zwischen 30 bis 39 Jahren beantworteten die Befragung. Das Bildungsniveau der Teilnehmenden ist hoch. Es zeigt sich einmal mehr, dass vulnerable Gruppen, die eher HKE und eine niedrige Gesundheitskompetenz aufweisen, deutlich schwerer zu erreichen sind. Ein Drittel der befragten Personen ist übergewichtig bzw. adipös. Ein möglicher Grund dafür könnten die sitzenden Tätigkeiten der Teilnehmenden sein. Daneben haben über 100 Teilnehmende noch nie eine Vorsorgeuntersuchung wahrgenommen. Davon sind die Mehrheit Männer unter 35 Jahren.

Durch die Befragungsergebnisse wird deutlich, dass Stress ein besonders großer Risikofaktor ist. Zwischen der Häufigkeit von Stress und dem Geschlecht gibt es einen signifikanten Zusammenhang. Männer scheinen sich insgesamt seltener gestresst zu fühlen als Frauen. Dabei äußert sich der Stress am häufigsten durch Erschöpfung. Außerdem wurden noch Schlafstörungen angegeben, welche ein weiterer Risikofaktor für Entstehung von HKE sind (vgl. Sofi et al., 2014, S. 57). Das Stressgefühl der Teilnehmenden entstammt meist dem beruflichen Bereich. Damit wird deutlich, dass das Setting „Arbeit“ eine übergeordnete Rolle in der Gesundheitsförderung spielt. Laut der US-amerikanische National Sleep Foundation liegt die Untergrenze im Erwachsenenalter ab 18 Jahren bei 6 Stunden Schlaf. 24% der Befragten schlafen weniger als 5 Stunden bis 6 Stunden. 35% der Teilnehmenden sind von nächtlichen Auffälligkeiten betroffen. Diese werden als Warnzeichen betrachtet, da diese die Entstehung von HKE begünstigen, weil das Herz währenddessen stark belastet wird (vgl. Deutsche Herzstiftung, 2019). Die Ergebnisse der vorliegenden Befragung zeigen außerdem, dass Nikotin- und Alkoholkonsum bei der Mehrheit der Menschen, die sich ein- bis dreimal pro Woche gestresst fühlen, im Leben von Bedeutung ist. Im Umgang mit Stress neigen einige Menschen zu ungesunden Verhaltensweisen, obwohl diese nur eine kurzfristige Linderung bieten und langfristig zu großen gesundheitlichen Schäden führen können (vgl. BARMER, 2022).

Die Mehrheit der Befragungspersonen hat in ihrer Schul- und Ausbildungszeit nie Vorträge bzw. Veranstaltungen besucht, die die Gesundheitskompetenz steigern, obwohl Schul- und Ausbildungszeit als prägende Phase für das Gesundheitsverhalten gelten (vgl. Schaeffer et al., 2018, S. 31). Während der Phase des Arbeitens hat über die Hälfte auch zu dieser Zeit keine Möglichkeit zu gesundheitsrelevanten Weiterbildungen.

„Der Begriff „Gesundheitskompetenz“ umfasst das Wissen, die Motivation und die Fähigkeiten von Menschen, relevante Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und im Alltag anzuwenden“ (vgl. Bundesministerium für Gesundheit, 2023). Mit der Befragung wurden die verschiedensten Bestandteile der Definition erfragt. Beispielsweise fällt den Befragten das Finden von Gesundheitsinformationen in den Medien leichter als das Finden von Krankheitsinformationen in den Medien. Der Grund könnte sein, dass Krankheitsinformationen tendenziell eher medizinisch und Gesundheitsinformationen eher laienverständlich formuliert sind. Außerdem werden Empfehlungen des Gesundheitspersonals zum gesunden Verhalten eher umgesetzt als die Empfehlungen aus den Medien, da Personen den Wahrheitsgehalt von Informationen aus den Medien oft schlecht einschätzen können (vgl. Behrens, 2022, S. 1). Darüber hinaus wurde das Gesundheitskompetenz-Niveau berechnet. 8% der Befragten weisen eine inadäquate und 23% eine problematische Gesundheitskompetenz auf. Bei der Mehrheit der Teilnehmenden zeigt sich eine ausreichende Gesundheitskompetenz. Eine exzellente Gesundheitskompetenz weisen 28% auf. Bei der Untersuchung nach dem höchsten Bildungsabschluss sind Unterschiede festzustellen. Menschen ohne beruflichen Bildungsabschluss oder mit mittlerer Reife haben eine geringere Gesundheitskompetenz als diejenigen mit einem höheren Bildungsabschluss.

Die Mehrheit der Befragten gab an, dass es in ihrer Familie bereits HKE gibt. Wenn Herz-Kreislauf-Beschwerden bei den Befragungspersonen bestehen, dann leidet die Mehrheit der Personen mehrmalig unter den Beschwerden. Die Mehrheit der Teilnehmenden gab an, den eigenen Blutdruck zu kennen, aber nur 13 % kennen den Normbereich des Blutdrucks. Der Normbereich des systolischen Blutdruckes liegt bei 140 mm HG und der des diastolischen Blutdruckes bei 90 mm HG (vgl. Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, 2019). Als mögliche Aktivitäten, um einen erhöhten Blutdruck zurück in den Normbereich zu bringen, ohne Medikamente einzusetzen wurden am häufigsten die Gewichtsreduktion, die moderate Bewegung und die Reduzierung des Alkoholkonsums genannt. Jedoch trinken die meisten zwei bis viermal im Monat Alkohol und ein Drittel der befragten Personen ist übergewichtig/ adipös. Außerdem ist Bewegungsmangel für viele der Teilnehmenden ein wichtiger Faktor in ihrem Leben. Die Mehrheit der befragten Personen behauptet also, den Zusammenhang von Lebensweisen und Alltagsgewohnheiten und ihrer Gesundheit zu kennen, aber trotz dessen sind sie übergewichtig/ adipös, machen zu wenig Sport und sitzen zu viel bzw. zu lange. Die Tatsache, dass die befragten Personen eher fehl- bzw. mangelinformiert sind, kann ein möglicher Grund sein. Es könnte aber auch darauf zurückgeführt werden, dass Änderungen des Gesundheitsverhaltens am schwersten sind (vgl. Rupp, 2019, S. 28).

Aus der IST-Analyse kann geschlussfolgert werden, dass weitere Interventionen gesucht werden müssen, um die Bevölkerung der verschiedensten Berufsgruppen mit jedem Bildungsstand zu erreichen. Weiterhin ist es Ziel, über den Aufbau der Gesundheitsbildung und der nachfolgenden Gesundheitskompetenz eine nachhaltige Lebensstilintervention zu erreichen. Nach den Ergebnissen unserer Erhebung sollte neben der Beeinflussung der klassischen Risikostrukturen insbesondere dem Risikofaktor Stress und der fehlenden Gesundheitskompetenz durch ein angepasstes Betriebliches Gesundheitsmanagement entgegengewirkt werden.

 

Literaturverzeichnis 

AOK-Bundesverband. (2022-07-04). Gesundheitskompetenz: Probleme beim Beschaffen und Einordnen von Informationen. Abgerufen von https://​www.aok-bv.de​/​imperia/​md/​aokbv/​presse/​pressemitteilungen/​archiv/​2022-​07-​04_​ergebnisse_​forsa_​befragung_​stadt_​land_​gesund_​t2.pdf

BARMER. (2022). Essen, Trinken, Rauchen: Warum diese Strategien nicht gegen Stress helfen. Abgerufen von https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/psyche/stress/ungesunde-stressbewaeltigung-1054806

Bundesministerium für Gesundheit. (2023). Gesundheitskompetenz. Abgerufen von https://www.bundesgesundheitsministerium.de/gesundheitskompetenz.html

Deutsche Herzstiftung (2019). Schlafstörungen: Nächtliche Atemaussetzer belasten das Herz. Abgerufen von: https://herzstiftung.de/service-und-aktuelles/presse/pressemitteilungen/archiv/schlafstoerungen-naechtliche-atemaussetzer-belasten-das

Horch, K. (2021). Suche von Gesundheitsinformationen im Internet – Ergebnisse der KomPaS-Studie. Journal of Health Monitoring, 6(2), 71–77. http://dx.doi.org/10.25646/7143

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. (2019). Was ist der Blutdruck und wie wird er gemessen? Abgerufen von https://www.gesundheitsinformation.de/was-ist-der-blutdruck-und-wie-wird-er-gemessen.html

Schaeffer, D., Hurrelmann, K., Bauer, U. & Kolpatzik, K. (2018). Nationaler Aktionsplan Gesundheitskompetenz: Die Gesundheitskompetenz in Deutschland stärken. Abgerufen von https://​sd52d226e4403c15a.jimcontent.com​/​download/​version/​1648028084/​modu-​le/​7775446063/​name/​Nationaler%20Aktionsplan%20Gesundheitskompetenz.pdf

Sofi, F., Cesari, F., Casini, A., Macchi, C., Abbate, R. & Gensini, G. F. (2014). Insomnia and risk of cardiovascular disease: a meta-analysis. European journal of preventive cardiology, 21(1), 57–64. http://dx.doi.org/10.1177/2047487312460020

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